Müllerstraße – Bestand vernünftig nutzen!

Dies waren im Februar 2014 unsere Forderungen an den Stadtrat:

DER BOLZPLATZ = KINDERBETREUUNG √
DAS 50-ER JAHRE ECKHAUS √

Zuletzt hatten sich glücklicherweise alle Fraktionen zumindest für einen Erhalt des Bolzplatzes und des Eckhauses Müllerstraße 6 ausgesprochen.
Darüber freuen wir uns! Mit dem Bolzplatz wird nicht nur eine der letzten Spielflächen in der Innenstadt erhalten, auch die Kinderbetreuung der Glockenbachwerkstatt mit Krippen-, Kindergarten- und Hortgruppen, sowie dem Ferienprogramm ist dadurch weiterhin möglich.

Das Wohn und Geschäftshaus von Georg und Christian Kronenbitter aus dem Jahr 1958 kann als eines der wenigen Beispiele für die klare Linie der 50er Jahre erhalten bleiben. Schützenswert heißt eben nicht immer stuckverziert und ungepflegt bedeutet eben in den seltensten Fällen abbruchreif. Wir hoffen, dass durch unsere Anregung bei viel mehr Häusern in städtischem Besitz der Erhalt in Betracht gezogen wird.

WIR FORDERN SANIERUNG STATT ABRISS

Das vom Stadtrat beauftragte Architekturbüro hat etliche Varianten für die Müllerstraße erarbeitet.
Wir haben alle Stadträte im Kommunalausschuss angeschrieben mit der Bitte, sich für die „Sanierungsvariante 1“ mit dem Erhalt aller drei Bestandsgebäude zu entscheiden. Diese wird in der Vorlage des Kommunalreferats zwar als „Pinselsanierung“ kleingeredet, fällt allerdings mit fast 900 EUR/qm durchaus sehr solide aus, enthält sogar eine Brandschutzertüchtigung und erfüllt heutige Ansprüche an guten Wohnraum anstandslos.
So könnte man intelligent den Bestand der Stadt zu nutzen und auf diese Weise kurzfristig und günstig Wohnraum schaffen!

Hier gibt es eine Online-Petition zum Erhalt des Ensembles.

GESAMTBAUKOSTEN LAUT KOMMUNALREFERAT:
FAST 6 MILLIONEN EURO

Das Kommunalreferat bevorzugt die „Sanierungsvariante 3“, bei dem die Nummer 2 und 4 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen.
Leider haben sich die Fraktionen der SPD und der Grünen in Hintergrundgesprächen vorab auf diese Variante verständigt. Goldgrund wurde vorgeworfen mit falschen Zahlen zu argumentieren.
Dabei sind alle Zahlen aus den Unterlagen des Kommunalreferates!

Die Differenz zwischen Sanierung und Neubau sind 3,7 Millionen Euro, inkl. der (in der Vorlage nicht enthaltenen!) Baunebenkosten sogar ca. 4,5 Millionen Euro. Dafür entstehen lediglich 350 Quadratmeter mehr, als momentan vorhanden sind. Dies entspricht knapp 13.000 Euro je Quadratmeter, also mehr als eine Million Euro je Wohnung – ohne den Erwerb von Grund und Boden!!!

KEIN GEFÖRDERTES WOHNEN IM NEUBAU –
GÜNSTIGER WOHNRAUM WIRD VERNICHTET!

Aus den Zahlen der „Variante 3“ geht dann konsequenterweise hervor, dass im Neubau kein geförderter Wohnungsbau realisiert wird, sondern alle Wohnungen auf dem freien Markt vermietet werden. 10 Wohnungen bleiben gefördert (dies entspricht der Menge der erhaltenen Bestandwohnungen in der Nummer 6) – vorher waren es 17!

Nach eigener Aussage des Kommunalreferenten verlangt die Stadt München selbst bei Neuvermietungen nie mehr als Mietspiegel plus 5%, also rechnen wir als Beispiel: 75qm Wohnung, Mietspiegel: Neubau gute Lage, normale Ausstattung plus 5% = ca. 16,- EUR/qm, plus Nebenkosten sind dann ca. 1.450,- EUR warm (berechnet mit Angaben des Mietervereins).
Da darf man schonmal nicht Kindergärtner oder Polizistin sein, um hier mit seiner Familie einziehen zu können…

Das gesamte Hinterhaus Müllerstraße 2 wird übrigens in den Unterlagen immer nur als eine einzige Wohneinheit gerechnet! Hier sollten aber eigentlich leicht 4 Wohnungen reinpassen?

Mindestens 7 (vielleicht 10?) günstige Wohnungen werden also durch den Einsatz von 4,5 Millionen Euro vernichtet, um Wohnraum für Besserverdienende zu schaffen? Gentrifizierung durch die Stadt selbst? Das kann doch nicht sein?
Im laufenden Wahlkampf haben praktisch alle Parteien das bezahlbare Wohnen in München zum Thema Nummer eins erklärt.
Wir wünschen, die Stadträte hätten den Mut, in diesem Sinne zu entscheiden!

VERSCHWENDUNG VON RESSOURCEN

Es stimmt eben nicht, dass ein Neubau immer ökologischer ist: Abbruch, Baustelle, Herstellung des Baumaterials usw. verschlingen Unmengen Energie. Auch die bereits für die Errichtung des Bestandes aufgewendete Energie würde man quasi „wegwerfen“. Diese im Gebäude „gebundene“ Energie ist die sogenannte Graue Energie. Bei Berechnungen für Energieeffizienz wird all das meist nicht berücksichtigt.
Nicht berücksichtigt wird auch, dass die Grundsubstanz solcher Häuser bereits über 100 Jahre alt ist und ohne weiteres weitere 100 Jahre hält, wenn sie gepflegt wird. Moderne Bauten halten meist weniger als 50 Jahre.
Auf dem Grundstück ist übrigens bereits seit Jahren ein Fernwärmeanschluss vorhanden! Bei dem nun zum Abriss vorgesehenen Haus Nummer 4 wurden zudem vor einigen Jahren Dach und Fenster erneuert. Es bedarf keines Großprojektes, um hier Wohnraum mit normalen Standards zu schaffen! So ist es auch energetisch am sinnvollsten, den Bestand zu nutzen.

GELD FÜR AUTOS STATT MENSCHEN

Bestandteil der Neubauplanung ist die erforderliche Erstellung von 14 weiteren KFZ-Stellplätzen in einer Tiefgarage für knapp 80.000 Euro pro Stellplatz, nämlich 870.000 Euro bzw. 1,09 Millionen Euro inkl. Baunebenkosten!

DENKMALSCHUTZ GROTESK

Das ganze Ensemble fiel ursprünglich unter den Bestandschutz! Da man das ungepflegte Eckhaus Nummer 6 allerdings als „Schandfleck“ empfand, entschied man, das ganze Ensemble sei entwertet und hob diese Art Denkmalschutz komplett auf.
Jetzt sieht es so aus, als ob als einziges das Eckhaus stehen bleiben darf, die beiden Gründerzeitbauten sollen abgerissen werden!
Nummer 2 und 4 sind Beispiele für eine ab dem frühen 19. Jahrhundert typische Besiedlungsform an der Müllerstrasse. Einzelhäuser mit Abstandsflächen verteilten sich in einer Gartenstadtanlage. In der gesamten Müllerstraße sind heute nur noch wenige Häuser aus dieser Zeit erhalten.
Das Haus Nummer 4 gehört zur Erstbebauung der Müllerstraße und besitzt nach Aussage des Landesamtes für Denkmalpflege „einen besonderen Aussagewert“ im Ensemble Altstadt. Im Hinterhaus Nummer 2 befand sich lange Zeit das bekannte Wannen- und Brausebad „Giselabad“. Ähnlich der „Paul-Heyse-Villa“ ist das Gebäude zwar durch einen Kriegsschaden verändert, bildet aber immer noch die historische Hofsituation und die Proportionen ab.

Es gäbe also auch abseits nackter Zahlen viele gute Gründe, sich an dieser Stelle gegen eine Verdichtung zu entscheiden und das gewachsene Stadtbild zu erhalten. Wer, wenn nicht die Stadt sollte das sonst tun?

 

KONSTRUKTIVER VORSCHLAG VON GOLDGRUND
– NEUBAU DIREKT GEGENÜBER AN DER CORNELIUSSTRASSE

Eine Neubaumaßnahme innerhalb des Grundstückes 2-6 ergibt also unserer Meinung nach keinen Sinn.
Warum nicht mal einen Blick über die Grundstücksgrenzen werfen?

Wenn man wirklich neuen Wohnraum direkt hier im Glockenbachviertel schaffen möchte – die 4,5 Millionen Euro ließen sich sehr sinnvoll einsetzen:
nur 50 Meter entfernt, genau gegenüber der Müllerstraße 6 können Sie eine Brandwand bewundern. Hier fehlt an der Corneliusstraße eine ganze Häuserzeile!

Nach dem Krieg sparte man sich den Platz für eine alternative Routenführung des Altstadtrings auf, der Anfang der Corneliusstraße hat dadurch heute nicht mehr nötige 5 Fahrspuren. Mit Gestaltungswillen, Inspiration und Gespür für den städtebaulichen Kontext ließe sich dieser Raum sinnvoll nutzen – im Sinne der Bürger.

Da es z.B. auch am Zwingereck mit einem Privatinvestor möglich war, eine „Nachkriegsbrache“ erneut zu bebauen, also früher bestehendes Baurecht in der Innenstadt wieder zu schaffen, halten wir eine Bebauung an dieser Stelle für absolut realistisch.

Wir haben von einem Architekturbüro eine kleine Untersuchung zur Bebauung machen lassen. Dabei haben wir eine „sanfte“ Variante gewählt, mit einem niedrigen Mittelbau, der die Nachbarn möglichst wenig verschattet.

Würde man das Ganze so bauen, erhielte man etwa 1.450 qm Wohnfläche (bei einerdurchschnittlichen Wohnungsgröße von 75qm sind das 19 Wohnungen) und 350 qm Gewerbefläche im Erdgeschoß. Die Baukosten wurden hier auf knapp 5 Millionen EUR geschätzt.